raUMdenken

Seit zwei Jahren widmen wir von der Institutsgruppe Bildungswissenschaft uns dem Raummangel für Studierende an der Universität Wien und an unserem Institut in der Sensengasse 3a. Um Forderungen auszuarbeiten und durchzusetzen, haben wir uns mit der Studienvertretung Sprachwissenschaft und der Institutsgruppe Komparatistik zusammengetan.

Im Folgenden könnt ihr:

  1. mehr über die Raumproblematik an der Uni Wien lesen,
  2. euch über unsere bisherigen Schritte in Richtung einer Verbesserung informieren, wie unserem Treffen mit dem Raum- und Ressourcenmanagement und unserer Aktionswoche sowie den Aktionsmonat RAUM, und euch
  3. unsere konkreten Forderungen anschauen.      

Dich nervt es auch ständig auf der Suche nach einem Platz auf der Uni zu sein?
Hinterlass uns gerne Kommentare zu deinen Erfahrungen oder schreib uns eine E-Mail. Wenn du gerne aktiv an der Lösung des Raumproblems mitarbeiten möchtest, schreib uns bitte an raumdenken1090@gmail.com!

Hörsaalzentrum am Campus: Wartende Studierende
Hörsaalzentrum am Campus: Platznutzung

Das Raumproblem an der Universität Wien und dem Institut in der Sensengasse 3a    
Laut der Website der Universität Wien gibt es seit dem Jahr 2011 das Projekt „Student Space“, im Rahmen dessen der „Lebensraum Universität“ gemeinsam mit den Studierenden gestalten werden solle, sodass mehr Raum für Kommunikation geschaffen wird und die Orte des Lernens und Forschens verbessert werden.

Von dieser Verbesserung ist heute jedoch nichts zu spüren. Für die 90.000 Studierende der Universität Wien gibt es viel zu wenig Raum und es wird immer weniger! Die im Hauptgebäude angesiedelten Lokale bieten durch ihren Konsumzwang keine Abhilfe und auch die paar ruhigen Lernplätze, in den Bibliotheken, an Instituten und im Hauptgebäude sind zu wenige und werden vor allem in der Prüfungsphase sowie den kalten Jahreszeiten so stark beansprucht, dass sie oft überfüllt sind.               
Für Gruppenarbeiten oder Diskussionen gibt es sogar noch weniger Orte. Das stellt besonders für Geistes- und Sozialwissenschaften, wie Bildungswissenschaft, in denen in fast jedem Seminar Abgaben in Gruppen zu erarbeiten sind, ein großes Problem dar. Dadurch bedingt müssen viele Studierende in Gängen, auf Treppen oder am Boden ihre Treffen abhalten. Insbesondere für die Bildungswissenschaft, die eine partizipative Diskussionskultur anregen will, findet sich kein Platz für dieses Vorhaben.

Gangnutzung im Hauptgebäude

An unserem Institut in der Sensengasse 3a, in dem die Studiengänge Bildungswissenschaft, Sprachwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft untergebracht sind, erleben wir diese Probleme täglich. Den mehr als 4 200 Studierenden steht zur Erledigung der dutzenden Gruppenarbeiten ein einziger Raum in der Fachbereichsbibliothek zur Verfügung, in dem bis zu zehn Personen maximal drei Stunden am Stück arbeiten können. Öffentlich zugänglich ist im Institut nur das Foyer, das auch immer überfüllt ist, sodass für Diskussionen, Austausche und Diskurse, letzten Endes die Grundlagen der am Institut angesiedelten Wissenschaften, kein Platz ist. Ansonsten ist das Gebäude lediglich mit Klappstühlen in den Gängen ausgestattet. Da hier jedoch wegen der fehlenden Schallisolation verstärkt Rücksicht auf die Personen in den Büros und die stattfindende Lehre genommen werden muss, besteht auch hier keine Möglichkeit für Gespräche. Dies führt einerseits dazu, dass sich die Studierenden am Institut nicht erwünscht und wertgeschätzt fühlen, als auch dazu, dass sie sich mit der Studienrichtung und dem Institut kaum verbunden fühlen. Vor allem aber leidet darunter auch die Qualität unseres Studiums, für die reger Diskurs enorm wichtig wäre.

Begehung des Instituts mit dem Raum- und Ressourcenmanagement 
Um diese Probleme zu lösen und einen besseren Studienalltag zu schaffen, gründeten wir mit unseren Kolleg*innen der Studienvertretung Sprachwissenschaft sowie der Institutsgruppe Komparatistik die Arbeitsgruppe RAUM (AG Raum). Als diese schickten wir eine ausführliche Darstellung der Problematik bereits im Jänner 2019 an das Raum- und Ressourcenmanagement. Diese sind laut ihrer eigenen Beschreibung für das gesamte Facility Management sowie für die Versorgung der Universität Wien mit allen notwendigen Ressourcen zuständig. Im März des gleichen Jahres wurde eine Begehung des Instituts durchgeführt, im Rahmen dessen von unserer Seite konkrete Vorschläge vorgebracht wurden.

Diese waren:

  1. Das Foyer als „Sozialraum“ für Studierende     
    Indem die Spinde aus dem Foyer entfernt und anderswo angebracht werden, könnte der dadurch gewonnene Platz für weitere Sitzgelegenheiten, Sofas, Bücherregale, einem Kühlschrank oder einer Mikrowelle genutzt werden.
  2. Seminarräume als Lernräume für Studierende nutzen
    Unbenutzte Seminarräume könnten offen gelassen werden oder man könnte für Studierende eine Möglichkeit schaffen, sich den entsprechenden Schlüssel abzuholen.
  3. Besprechungsräume als Gruppenarbeitsräume für Studierende            
    Ebenfalls könnten die freien Besprechungsräume des Instituts offen gelassen werden, damit sie auch von Studierenden genutzt werden können
  4. Grünfläche hinter dem Institut nutzen
    Durch das Aufstellen von Picknicktischen oder Ähnlichem könnte der Grünbereich rund ums Institut vor allem im Sommer als Outdoor-Aufenthaltsraum genutzt werden.
  5. Balkone im 2. und 4. Stock ausstatten 
    Auch die Balkone im 2. und 4. Stock könnten für die Studierenden passender gestaltet werden, indem sie mit zusätzlichen Sitzgelegenheiten ausgestattet werden
  6. Gemeinsames Studierendenlokal für alle Studienrichtungen der Universität Wien      
    Angelehnt an ähnlichen Projekten anderer Universitäten (https://vs-ph-freiburg.de/die-vs/#kuca) war unser Vorschlag, das damals leerstehende Lokal der Währinger Straße 33-35 als womöglich sogar selbstverwalteten Raum für Studierende anzumieten. Dies könnte von allen Studierende als kostenloses Lerncafé ohne Konsumzwang genutzt werden.

Da auch von Seiten des Raum- und Ressourcenmanagements Initiative zeigte, beispielsweise der Vorschlag die Sitzecken in den Gängen mit Tischen auszustatten und mit Glaswänden von den Büros besser abzuschirmen, waren wir optimistisch, auf diesem Weg eine Besserung der Raumsituation für Studierende erwirken zu können.

Die weitere Zusammenarbeit mit dem Raum- und Ressourcenmanagement belehrte uns jedoch eines Besseren. Auf unsere Vorschläge mehr Platz in dem Institut zu schaffen, indem wir studieren, kam die Antwort, wir sollten auf die Studierendenplätze in anderen Instituten zurückgreifen. Manche der konkreten Vorschläge wurden mit Ausreden bezüglich Fluchtwege – wo keine sind! – abgetan und schließlich meldete sich nach dem von ihnen genannten Zeitpunkt, bis zu dem wir mit Ergebnissen rechnen dürften, niemand mehr bei uns.

Daher entschieden wir uns eigenständig neue Wege einzuschlagen und mögliche Verbesserungen umzusetzen. Unsere weiteren Schritte teilten sich folgend in Arbeit außerhalb und Arbeit innerhalb des Institutes auf.

Arbeit außerhalb des Instituts:       
Obwohl die Universität Wien angibt mit dem Projekt „Student Space“ einer Initiative zu setzen, durch die sie mehr Kommunikationsräume schaffen und die Orte des Lernens und Forschens verbessern wollen, zeigt sich in der Realität ein ganz anderes Bild. Nicht nur gibt es derzeit einen Mangel an Orten für Studierende, es werden auch immer weniger und kleinere Räume. So auch in den umliegenden Instituten, auf die uns das Raum- und Ressourcenmanagement verwiesen hatte:            

Fakultät für Chemie      
Früher gab es an der Fakultät für Chemie, in der Währinger Straße 38, zwei sogenannte Studierendenzentren. In diesen konnten Studierende lernen, sich zum Austausch treffen, in der anliegenden Küche kochen sowie sich zwischen den Seminaren und Vorlesungen aufhalten. Durch die derzeitigen Umbauarbeiten wurde einer dieser Räume gesperrt, ohne eine Ausweichmöglichkeit organisiert. Außerdem werden den Studierenden keine Informationen dazu gegeben, ob nach den Arbeiten der Raum für sie wieder zur Verfügung steht oder, ob er zu Büros umfunktioniert wird.

Institut für Europäische Ethnologie       
Das Institut für Europäische Ethnologie befindet sich in der Hanuschgasse 3. Früher hatten die Studierenden einen Aufenthaltsraum mit 15qm. 2018 wurden sie in einen 10qm großen Raum umgesiedelt, der im vergangenen Sommer beinahe ganz aufgelöst worden wäre.

Institut für Anglistik und Amerikanistik
Anglistik und Amerikanistik zählen rund 4.600 Studierende. Ihr Institut ist im 8. Hof des Campus im Alten AKH. Den früheren Aufenthaltsraum mussten sie vor rund zwei Jahren aufgrund von Platzmangel aufgeben. Nach einer Unterschriftenaktion wurde den Studierenden vom Raum- und Ressourcenmanagement mitgeteilt, sie würden bei dem Campus Umbauprojekt berücksichtigt werden. Derzeit ist nichts dergleichen passiert, sodass die Studierende ihre Lernaktivitäten und Gruppenarbeiten nun am Gang vor den Seminarräumen erledigen müssen. Dort sind sie dazu gezwungen, auf niedrige Lautstärke zu achten, da durch die geringe Schallisolierung sonst die Lehre in den Räumen gestört werden würde.

Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie Fakultät für Informatik           
Seit November 2012 teilen sich die Studienrichtung Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und die Studienrichtung Informatik ein Gebäude in der Währinger Straße 29. Auf der Website der Universität Wien (https://studieren.univie.ac.at/studieren-und-leben-wen-frage-ich-bei/student-space/lernzone-w29/) wird dieses als Lern- und Kommunikationszone beworben. In der Beschreibung steht weiter, dass 1.100 Studienplätzte zur Verfügung stehen und so ein „besonders [sic!] Augenmerk […] auf genügend Lern- und Kommunikationsraum für Studierende gelegt“ wurde.

Dieses besteht scheinbar darin, dass sich in dem Gebäude nur ungefähr sieben, der den Studienrichtungen angehörigen Studierende, einen Arbeitsplatz teilen müssen. Wenn man sich dieses Vorzeigeprojekt nun genauer anschaut, sieht man, dass bei großzügig geschätzten Öffnungszeiten jede Person für rund 1:45 pro Tag an einem Arbeitsplatz arbeiten könnte; pro Woche, unter Berücksichtigung der genaueren Daten, insgesamt neun Stunden. Dem entsprechend müssen selbst Studierende, die bereit sind ein Toleranzsemester in Kauf zu nehmen (nach diesem entfällt beispielsweise die Möglichkeit der Studienbeihilfe) jede Woche, bei Abzug der Anwesenheit in Vorlesungen und Seminaren, die eigenständige Arbeit eines ganzen Arbeitstages an einem anderen Ort als ihrem eigenen Institut unterbringen.

Bei diesen Überlegungen wurde weiters außer Acht gelassen, dass in der Realität die Lernplätze dieses Vorzeigeprojekts der Universität Wien auch von den Studierenden anderer Studienrichtungen, die kein so großartiges Gebäude haben, genutzt werden.

Arbeitsplätze im Hauptgebäude

Arbeit innerhalb des Instituts:
Da wir uns vom Raum- und Ressourcenmanagement nichts weiter erhoffen konnten, nahmen wir die Dinge selbst in die Hand und beschafften für die Grünflächen Picknicktische, die seitdem in den warmen Monaten viel genutzt werden.

Weiters haben wir die Umgestaltung des Foyers ins Auge gefasst und uns dafür mit der Leiterin der Fachbereichsbibliothek Mag. Ariella Sobel sowie den Institutsleiter*innen getroffen. Der Plan, der so erarbeitet wurde, ist, die Arbeitsplätze der Bibliotheksmitarbeiter*innen in das, bis dato, ungenutzte Büro der ehemaligen Studienprogrammleitung der Sprachwissenschaft zu verschieben und den damit neu gewonnen Platz im Erdgeschoß der Bibliothek für die Spinde zu nutzen. Dadurch könnte die zweite Hälfte des Foyers frei geräumt und ein angenehmer Aufenthaltsraum geschaffen werden. Dies wäre natürlich nur ein erster Schritt, denn auch hier hätten nicht alle 4.200 Studierenden Platz, aber es wäre auf jeden Fall eine Verbesserung und würde auch symbolisch für die Wertschätzung der Studierenden seitens der Institute stehen.

Der Umsetzung dieses Planes steht jedoch bis jetzt die Bürokratie der Universität Wien im Weg; die Institutsleitung der Sprachwissenschaft müsste den ihnen zur Verfügung stehenden Raum nämlich aufgeben und der Fachbereichsbibliothek überlassen.

Aktionswoche und -monat RAUM
In einem weiteren Schritt haben wir eine Aktionswoche zum Thema Raum im November 2019 veranstaltet. Dafür reservierten wir den Raum 2.17, die sogenannte Beratungseinheit, des Bildungswissenschaftsinstituts eine Woche lang, stellten ihn den Studierenden als Aufenthaltsraum zur Verfügung und organisierten zusätzlich Workshops, Diskussionsrunden und Vorträge.

Die Aktionswoche war ein voller Erfolg! Die Beratungseinheit wurde von Studierenden intensiv genutzt. Auch war es möglich, dass parallel drei Gruppenarbeitstreffen stattfinden. Was sich hier ganz klar zeigte, war, dass sich Studierende gerne in einen Austausch miteinander begeben möchten und auch die fachliche Diskussion suchen. Weiters konnten Studierende einander unterstützen und mit Wissen zu den Veranstaltungen weiterhelfen.

So arbeitete beispielsweise eine Gruppe an einer qualitativen Interviewanalyse und kam aufgrund eines Problems nicht weiter. Eine andere Person, die dieses Seminar im vorherigen Semester schon abgeschlossen hatte, kam ihnen zur Hilfe und konnte so dazu beitragen, dass die gemeinsame Arbeit nicht abgebrochen werden musste. Lernen wird so zu einem gemeinsamen Erlebnis. Angespornt durch den großen Erfolg machten wir uns, in raUMdenken umbenannt, daran, einen ganzen Aktionsmonat im Jänner zu organisieren, welcher erneut in der Beratungseinheit stattfand und abermals ein großer Erfolg wurde.

Forderungen
Allerdings sind dies keine langfristigen Lösungen, sondern kurzfristige Abhilfen, die nur nochmals mehr aufzeigen, wie dringend notwendig Aufenthalts-, Austausch- und Lernräume für Studierende an der Universität Wien gebraucht werden.

Wir fordern daher einerseits für unser Institut, die Unterstützung aller Institutsleitungen dabei, das Foyer zu einem Studierendenraum umzugestalten. Weiters wollen wir die vom Raum- und Ressourcenmanagement zugesagten mit Wänden und Tischen versehenen Nischen.
Wie jedoch durch den Austausch mit den anderen Studienvertretungen festgestellt werden konnte, handelt es sich nicht um ein Institut internes Problem, sondern um einen Missstand an der gesamten Universität Wien. Daher fordern wir andererseits auch ein gemeinsames Studierendenzentrum in zentraler Lage, dass den Bedürfnissen der größten Menschengruppe der Universität Wien gerecht wird.

Wir bleiben weiterhin dran, eine Lösung für die Zukunft zu finden, die den Alltag von Studierenden nachhaltig verbessert.